YNAB---You-need-a-budget

tl;dr

Oma hatte Recht. Wir bringen das Haushaltsbuch ins 21 Jh

Inhaltsverzeichnis

  • tl;dr
  • Einleitung
  • Quantify yourself
  • Philosophie von YNAB
      1. Give every dollar a job
      1. Save for a rainy day
      1. Roll with the punches
      1. Live on last month income
  • Software
    • iOS
  • Methodik
    • Am Monatsbeginn
      • Monatliche Ausgaben
      • Tägliche Ausgaben
      • Rainy-Day Funds
      • Sparziele
    • Im laufe des Monats
    • Am Monatsende
  • Tips & Tricks

Einleitung

I got a budget - you need one

Mit Beginn meines Studiums in Aachen begann auch der eigene Haushalt. Ich zog aus um alles besser zu machen. Das Leben teuer ist, war mir nur vage bewusst.

Das erste Semester bestand, aus finanzieller Sicht, im wesentlichen daraus, auf den letzten Wochentag im Monat hin zu fiebern: BAföG kommt auf’s Konto und man kann endlich wieder Einkaufen gehen.

So richtig fies war es kurz vor Weihnachten. Ein Handwerker kam um meinen Durchlauferhitzer zu prüfen und einiges zu reparieren und schickte mir am 25.12 eine Rechnung über 80€. Uff. Damit hatte ich nicht gerechnet und damit wurde der Januar etwas karger im Essen als vorher.

Im März 2013 hat hessi diese epische Sendung Bitsundso gemacht, in dem er YNAB erklärt und wie er mit seinen Finanzen umgeht. Das brachte mich kurzerhand dazu ab April das ganze mal selbst auszuprobieren und 1 Jahr und 6 Monate später möchte ich mal aufschreiben warum ich es noch immer nutze.

Dieser Beitrag ist nicht nur für Menschen interessant, für die am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig ist, auch für gut organisierte kann die Methodik hilfreich sein um mit mehr Selbstbewusstsein Geld auszugeben.

Ich versuche diesen Beitrag etwas zu gliedern, denn ich habe das Gefühl, das wird etwas länger werden hier.

Am Anfang ein paar Worte zum Thema “Quantify yourself”. Ich weiß, dass viele Leute diese Sachen für völlig überflüssig halten und vielleicht auch mit Bedenken an diese Dinge gehen, weil man doch recht viele Daten sammelt. Ein paar Worte also wieso es nützlich ist, seine Ausgaben zu protokollieren und zu quantifizieren.

Anschließend werde ich die 4 Regeln von YNAB (der Software um die es primär gehen wird) aufschreiben und was ich davon halte.

Anschließend kurz über das Angebot von Software sprechen, was es gibt und warum es für den ein oder anderen eventuell überhaupt nicht nötig ist.

Danach schreibe ich auf, wie ich selbst mein Geld budgetiere und wie ich zu diesem System kam.

Und zu guter letzt ein paar Tips und Tricks die ich gelernt habe und die mir geholfen haben, dieses System durchzuhalten. Denn man sollte sich Bewusst sein: Entweder man zieht es durch sein Geld zu budgetieren (und zwar alles) oder man lässt es sein. Denn wer nur Teile budgetiert oder es ungenau macht, wird früher oder später dazu übergehen, es einfach gar nicht mehr zutun.

Quantify yourself

Quantify yourself oder das quantified self sind zwei dieser netten Buzzwörter die nach Web 2.0 kamen.

Letztlich sind es nur nette Begriffe um auszudrücken, dass man doch bitte Statistiken über alle Bereiche des Lebens erstellen soll.

Ich würde schätzen, im Sport- und Fitnessbereich hat das ganze begonnen. Trainingstagebücher sind keine Seltenheit und mit aufkommen von Apps und Sensoren in den Smartphones wurde das auch immer einfacher.

Auch YNAB spielt in dieser Kategorie. Es geht darum, all seine Ausgaben und Einnahmen zu protokollieren. Es ist wichtig, dass es wirklich alle sind.

Ein Problem ist: Wenn man sich nicht auf ein System verlassen kann, dann wird man es immer weniger nutzen und letztendlich gar nicht mehr. Beginnt man also nur Teile seines Geldes zu budgetieren oder, wie manche es tun, immer aufzurunden, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass man ein falsches Gefühl hat, wie man finanziell dasteht.

Ich habe mich oft selbst dabei ertappt, dass ich auf mein Kontostand geschaut habe und dachte: Ach nett, da ist ja noch mehr als genug Geld drauf und plötzlich kam die Internet-Rechnung die ich vergessen hatte.

Man könnte meinen, dass aufzurunden doch eigentlich eine gute Idee ist, denn man kalkuliert immer pessimistisch. Ich denke jedoch, es passiert eher, dass man sich im Falle einer Krise (wenn mal etwas nicht nach Plan läuft und das wird es öfter), denkt: Ach ich habe doch aufgerundet und noch genug Puffer um das abzufedern.

Ein weiteres Detail von Quantify Yourself ist, dass es Verhalten ändert.

Wenn man sich einmal vor Augen geführt hat, wie viel Geld man im Monat für iOS Apps, für Döner oder Zigaretten kann es dazu führen, dass man sich ändert (Ich weiß: Man kann nie genug Döner essen…).

Letztendlich ist es natürlich wirklich auch eine Statistik. Ich mag Statistiken. Ich kann nun sehen, dass ich über die letzten 18 Monate Geld gespart habe. Ich habe, und das ist wichtig, wirklich Geld gespart und nicht einfach Ausgaben vergessen, die eventuell noch kommen. Das ist irgendwie ein gutes Gefühl.

Philosophie von YNAB

Nun aber mal zum Titel. Was ist dieses You Need A Budget (YNAB)?

Im Grunde ist es eine Philosophie. Eine Art und Weise mit seinem Geld umzugehen.

Wie jede dieser Philosophien (GTD ist noch so eine…) sind sie meist sehr strikt formuliert und irgendwie nicht passend für einen selbst.

So ist es auch bei YNAB. Man kann sich aber den Grundgedanken behalten und so selbst ein System entwickeln welches für einen selbst passt. Letztendlich muss jeder wissen wie er mit seinem Geld umgeht (und wer weiter aufrunden möchte und damit gut fährt: Bitte. Schön, dass es für dich funktioniert.) Leute die mit ihrem BAföG nicht hinkommen, für die könnten die folgenden Regeln helfen, das Geld was man hat besser zu verwalten und den Überblick zu behalten.

Wichtig ist jedoch: YNAB wird nicht das Einkommen erhöhen. Du kannst nur das budgetieren, was du hast. Daran wird keine Software was ändern. Dennoch hat man öfter das Gefühl es ist mehr geworden, einfach, weil man sieht wo das Geld hingeht und Bereiche identifiziert, in denen man sinnlos zu viel Geld ausgibt.

Auch wenn ich im Beitrag viel über die Software YNAB reden werde: Letztlich ist es völlig egal mit welcher Software man das macht. Es reicht ein Excel-Sheet oder, ganz old-school, ein Notizbuch. Letzteres hat mir meine Oma geraten:

Junge, schreib dir auf für was du dein Geld ausgibst!

Ich bin aber nicht so gut mit Papier und ich habe gefallen an der Software von YNAB gefunden. Deswegen nutze ich es. Wem anderes gefällt: Um so besser!

Die drängende Frage ist nun: Was ist denn eigentlich ein Budget? Die Wikipedia sagt:

Ein Budget [byˈdʒe] (ein festes Budget wird auch Etat [eˈta] genannt) ist ein – meist – in wertmäßigen Größen (Geldbeträgen) formulierter Plan von zukünftigen, erwarteten Einnahmen und Ausgaben.

Klingt scheiße? Trifft es aber ganz gut. Eine Geschichte, die ich gehört habe hat es mir ganz gut verdeutlicht:

Als man noch Geld Bar bekam (Damals (tm)) hat man sich Briefumschläge zugelegt. Auf die schreibt man den Betrag und den Zweck und sortiert die dann nach Priorität. Zum Beispiel Miete, Essen, Schulden, oder sowas. Wenn man Gehalt bekommt, legt man immer so viel Geld in den Umschlag, bis das Geld alle ist oder alle Umschläge gefüllt sind.

Genau das machen wir jetzt auch; nur Digital. Damit das ein bisschen einfach ist, gibt es vier Regeln die dabei Helfen.

1. Give every dollar a job

Die erste Regel ist für mich auch die wichtigste Gewesen. Denn wie ich schon erwähnt habe bin ich der Meinung: Entweder ganz oder gar nicht. Wenn ich nicht all mein Geld budgetiere habe ich immer diesen Gedanken im Hinterkopf: Ach da ist sicherlich noch irgend ein puffer den ich vergessen habe. Oder: Ich habe schon am Anfang des Monats das Gefühl ich könnte mir nur noch trockene Nudeln leisten.

Also budgetiere ich all mein Einkommen (Auch Geldgeschenke etc) und habe damit immer einen realistischen Überblick.

2. Save for a rainy day

Diese Regel ist letztlich die Essenz, warum man das überhaupt macht. Es sind die Tage an denen eine ungeplante Rechnung kommt: Etwas ist kaputt und muss ersetzt werden oder plötzlich muss ich doch ungeplant noch mal quer durch Deutschland.

Solche Situationen wird es geben. Die wird man nicht vermeiden können aber es ist gut ein System zu haben um damit umzugehen.

Ein Beispiel: Mir wurde das BAföG gekürzt. Eine fiese Situation denn man plant ja doch mit dem ursprünglichen Einkommen. Zum Glück habe ich über die letzten Monate einen Puffer aufbauen können, so dass ich jetzt die Differenz ausgleichen kann, bis sich die Situation geklärt hat.

Das könnte ich natürlich auch, wenn ich einfach so wenig Geld ausgegeben hätte. Nur weiß ich mit meinem Budget, dass meine Ziele nicht darunter leiden müssen. Ich habe immer noch mein Urlaubsgeld fest eingeplant und daran wird auch das fehlende BAföG erstmal nichts ändern.

Ohne Budget wären Pläne für einen (lange überfälligen) Urlaub auf alle Fälle in den Hintergrund gerückt.

3. Roll with the punches

Diese Regel ist ähnlich zur 2. Hier geht es aber um kurzfristige Änderungen. Wichtig ist: Das Budget ist kein Festes Ausgabe-Ziel. Die Menge an Geld pro Budget wird sich über den Monat ändern. Vor allem am Anfang.

Niemand kann wirklich abschätzen wie viel man für eine bestimmte Sache im Monat ausgibt (außer es sind feste Rechnungen). Da ist der Kaffee einmal nicht im Angebot, aber ohne Kaffee kann ich nun mal nicht arbeiten. Schon überziehe ich mein Essens-Budget. Das bedeutet aber nicht, dass mein Budget falsch war oder das System Budget nicht funktioniert. Lediglich eine Anpassung ist nötig.

Es hat mir geholfen, die Budget-Kategorien als Priorität aufzufassen. Was ist mir wichtig? Wenn ich ohne Kaffee nicht durch den Monat komme, dann ist mir das offensichtlich sehr wichtig und ich bin bereit woanders abstriche zu machen.

Über längere Zeit wird sich irgendwann auch einpendeln, wie viel man im Monat pro Kategorie ausgibt und die Änderungen werden weniger. Aber sie hören definitiv nicht auf.

Dieser “lockere” Umgang mit Budgets hat mir geholfen das System wirklich zu benutzen, denn es verhindert das man enttäuscht wird und aufgibt.

4. Live on last month income

Ich weiß nicht wie es bei euch aussieht, aber ich bekomme mein BAföG (mein primäres Einkommen) immer am Ende des vorigen Monats. Ich habe das Problem also nicht.

Das Problem, welches diese Regel zu lösen versucht ist folgende: Bekommst du dein Gehalt erst Mitte des Monats, aber die Rechnungen schon am Anfang, dann wird das Konto überzogen. Das ist teuer und frustrierend und man beginnt die Termine zu planen, an denen Überweisungen stattfinden. Wehe es geht was schief.

Wer dieses Problem hat: Ein paar Monate lang beginnt man einen Teil seines Geldes zu sparen bis man genau die Menge als Puffer hat, die man im Monat einnimmt. Ab diesem Zeitpunkt ist die Regel überflüssig, denn jetzt Budgetiert man den Puffer und wenn das Gehalt überwiesen wird, steckt man es in den Puffer für nächsten Monat.

Software

Die Software YNAB gibt es zunächst einmal für Windows, Mac, Android und iOS. Die mobilen Varianten sind kostenlos. Die für den Desktop nicht. Man benötigt diese aber um ein Budget anzulegen und jeden Monat zu pflegen.

YNAB selbst kostet 60$. Ich weiß, das ist viel aber es lohnt sich. Ausserdem gibt es eine 34 Tage Demo mit genügend Zeit das einmal komplett auszuprobieren. Für Schüler und Studenten ist es sogar kostenlos für ein Jahr und damit mehr als genug Zeit um die 60$ zu budgetieren ;-)

Wie gesagt: Man benötigt die Software nicht um das System zu benutzen.

iOS

Die iOS Software von YNAB ist grandios und, für mich, absolut notwendig. Wenn ich nicht alle Ausgaben sofort eintragen und in die richtige Kategorie stecken kann, dann hätte das System für mich keinen Sinn.

Es gibt auch ein paar Nettigkeiten: Die App lernt automatisch, anhand von Ort und früheren Eingaben, was für eine Art von Ausgabe (Konto, Zahlungsempfänger, Kategorie) man getätigt hat. Sehr praktisch und für mich unerlässlich.

Eine Einschränkung haben beide iOS Versionen jedoch: Man kann keine Kategorien verwalten. Soweit ich weiß ist das auch der Grund, warum die mobilen Anwendungen kostenfrei sind: Man benötigt die Desktop-Variante um es korrekt zu verwalten.

Methodik

Bevor ich euch jetzt erkläre, wie ich budgetiere zunächst einmal etwas Allgemeines:

YNAB, die Software, besteht aus mehreren Sektionen. Links habt ihr eine Übersicht über eure Accounts. Dort legt ihr alle eure Konten an, die ihr Besitzt. Und damit meine ich wirklich alle, denn es geht darum dem gesamten Geld eine Kategorie zuzuweisen (Regel 1). Außerdem macht es sich sehr gut ein Account für dein Bargeld anzulegen. Das macht vieles einfacher.

Jeder dieser Accounts beherbergt nun Transaktionen, die auf ihm getätigt werden. Das ist quasi euer Kontoauszug. Wichtig ist: Das wird nicht synchronisiert mit eurem Konto.

Ich bin zwar auch immer für mehr Automatisierung aber in dem Fall ist es wichtiger, dass man sich bewusst ist, welche Transaktionen auf dem Konto auflaufen.

Dort gibt es allerdings auch noch eine andere Funktion: Transaktion. Die werdet ihr relativ häufig benutzen, nämlich immer dann, wenn man Geld abhebt. Die Idee ist nun, dass das Geld ja nicht weg ist, nur weil man es abgehoben hat, sondern nur in einem anderen Account (Deswegen auch das Cash-Konto).

Nun zum positiven Teil der Finanzen: Dem Einkommen. Immer dann, wenn ihr Geld bekommt (und wenn es die 5€ von Oma sind) wird das als eine “Inflow”-Transaktion eingetragen. Nun habt ihr mehrere Möglichkeiten in welche Kategorie das geht. In der Regel sollte das in die Kategorie “Income for [nächster Monat]” sein. Für die Situation, dass man jemandem Geld ausgelegt hat, würde man das dann allerdings als Inflow der Kategorie definieren, in der man die ursprüngliche Transaktion gesteckt hat.

Am Monatsbeginn

Jeden Monat, oder besser am letzten Tag des Vormonats beginne ich das Budget zu erstellen. Wichtig ist dabei, dass man wirklich nur das Budgetiert was man auch auf dem Konto hat. In meinem Fall ist es ganz nett, weil das BAföG immer am monatsletzten Arbeitstag kommt und ich somit zumindest schon einmal anfangen kann. Ist das bei euch nicht der Fall, dann greift die Regel “Live on the last months income”. Versucht also euch einen Puffer anzulegen so, dass ihr immer am Monatsbeginn schon auf das voll Budget zugreifen könnt.

YNAB Kategorien nach Rechnungslegung

Nun zur Frage: Wie denn jetzt.

Ich habe mein Budget in mehrere Kategorien aufgeteilt. Da habe ich vier Stück und die sind geordnet nach Priorität. Die Gruppen weiter oben benötigen dringender Geld als diejenigen die weiter unten stehen.

  • Monatliche Ausgaben
  • Tägliche Ausgaben
  • Rainy-Day Funds
  • Sparziele

Also von oben nach unten:

Monatliche Ausgaben

Hier kommen alle Ausgaben rein, die, Überraschung, Monatlich verbucht werden. Das sind vor allem die Rechnungen die eh automatisch vom Konto abgebucht werden und man kaum Spielraum hat. Miete, Internet, Strom, Handy etc. fallen darunter.

Jede Rechnung bekommt eine eigene Unterkategorie. Mein Namens-Schema ist: Zweck (Preis/Monat) YNAB Kategorie-Namensschema

Für mich fallen in diese Kategorien auch Jährliche oder Halbjährliche Ausgaben wie der Semesterbeitrag. Da das bei mir nicht so viele Dinge sind fand ich es überflüssig das in eine extra Gruppe zu gliedern. Mein Semesterbeitrag ist alle 6 Monate fällig und ungefähr in der Gegend von 228€. Also muss ich jeden Monat 38€ zurücklegen um die Rückmeldefrist einzuhalten.

Gleiches Spiel ist mit meinen Hosting-Sachen. 2 Domains + 2x Webspace werden jeweils Jährlich zu einem bestimmten Tag fällig. Ich habe das einfach summiert und durch 12 geteilt. Jetzt habe ich jeden Monat einen fixen Betrag und wenn die Rechnung kommt, kein Problem.

Ein Tipp für den Anfang: Rechnet euch aus, wie viel ihr theoretisch schon gespart hättet haben müssen. Beispiel Semesterbeitrag. Der wird etwa im Februar fällig. Würde ich jetzt erst Anfangen (Dezember), dann müssen von den 228€ schon 190€ da sein (inkl. Dezember). Dann habe ich nämlich im Januar die 228€ voll und kann entspannt im Februar bezahlen. Diese Rechnerei ist allerdings nur beim erstem mal nötig. Danach reicht der monatliche Betrag.

In manchen Fällen ist es auch ganz praktisch, wenn man etwas mehr budgetiert als die eigentliche Rechnung. Handy-Rechnung bspw. Es kann ab und an mal vorkommen, dass man trotz flat etwas bezahlen muss. Und sei es weil iMessage per SMS verschickt wurde weil ich im Zug nur niederländisches Netz habe. Dann ist es gut wenn man statt *,95€ einfach auf den vollen gerundet hat und diese Mehrausgabe schmerzfrei begleichen kann.

Tägliche Ausgaben

Das ist die wohl am meisten angefasste Kategorien-Gruppe. Hier fällt alles rein, was man so tag-täglich benötigt.

Bei mir sind das:

  • Essen (Einkauf im Supermarkt)
  • Rumgefresse (Mensa, Bäcker und solche Sachen)
  • Anschaffungen (Die Amazon-Rechnung im wesentlichen ;-) )
  • Waschen (Ich muss zum Waschsalon gehen)
  • Reisen (Wenn ich doch mal eine Fahrkarte benötige)
  • Spending Money (Für die Sachen die sonst nirgends passen)

Diese feine Aufteilung an Ausgaben hatte ich nicht immer so. Erst kürzlich habe ich die große Kategorie “Spending Money” in diese vielen kleinen Aufgeteilt. Ich würde euch empfehlen so kleinteilig wie Möglich zu sein. Das hilft dabei festzustellen, wo das Geld hingeht. Eine 100€ Kategorie in die alles reingeht nützt euch nichts.

Rainy-Day Funds

Diese Gruppe ist der Regel “Save for a rainy day” gewidmet. Hier habe ich zwei Unterpunkte:

  • Rainy Day funds
  • Home Maintenance

Letzteres ist für alles was in meiner Wohnung so kaputt geht. Die Rechnung vom Sanitär-Futzi muss ja auch bezahlt werden. Rainy Day funds wird immer dann befüllt, wenn sonst alles so budgetiert ist wie ich das möchte, oder am Ende des Monats, wenn etwas übrig ist. Dazu aber später mehr.

Die Rainy Day funds fasse ich immer dann an, wenn das BAföG nicht rechtzeitig da ist oder eine Nachzahlung vom Strom&Gas fällig ist. Solche Dinge eben. Mein Ziel ist es immer, dass ich etwa 2 mal so viel im Rainy-Day fund habe wie ich in Monatliche Ausgaben und Tägliche Ausgaben budgetiere normalerweise. Das schaffe ich auch nicht immer, aber das ist meine Faustregel.

Sparziele

Diese Kategorie wird zuletzt befüllt. Hier spare ich auf konkrete Sachen. Die Batterie von meinem MacBook macht langsam schlapp. Die möchte ich wechseln und das kostet etwa 150€. Also habe ich eine Kategorie “MBP Batterie (150€)” in die ich, wenn etwas übrig ist, Geld budgetiere und wenn ich die 150€ voll habe, kann ich meinen Rechner ohne schlechtes Gewissen zu Apple tragen und die batterie wechseln lassen.

Soweit zu meinen Kategorien. Nur wie Budgetiert man. Diese Frage ist sicherlich auf verschiedene Art und weise beantwortbar. Meine herangehensweise ist folgende:

Zunächst wird alles das Budgetiert was definitiv vom Konto runtergeht. Egal ob ich mich auf den Kopf stelle und mit dem Arsch wackle. Da wird sich nix ändern. Als nächstes kommen die Täglichen Ausgaben. Hier habe ich Handlungsspielraum. Ich kann entscheiden wie viel ich Esse und wie oft ich mir beim Bäcker was kaufe.

Für diese Kategorien setze ich mir ein Budget- Ziel. Ich setze mich also am Monatsanfang hin und nehme mir vor für Essen bspw 120€ auszugeben. Wenn das nicht reicht ist das kein Problem. Dann verringere ich den Betrag in einer anderen Kategorie und ändere mein Ziel. Das ist keine feste Regel das Budget, sondern eher ein Plan.

Deswegen ist es auch von Vorteil viele kleine Kategorien statt eine Große zu haben. Ich weiß ganz genau, dass ich im Dezember viel in die Kategorie “Anschaffungen” stecke; Es ist schließlich Weihnachten. Aber dann muss ich eben woanders kürzer treten (Zum Beispiel weniger Streuselbrötchen beim Bäcker kaufen :( ).

Ich verspreche euch, dieser Prozess ist die ersten male richtig Deprimierend und ab und zu später auch noch mal. Man hat das Gefühl eigentlich gar kein Geld zu haben. Plötzlich stellt sich die Frage wie man das überhaupt bisher geschafft hat. Das wird sich aber bessern. Zum einen weil man bemerkt wie viel man wofür braucht und weil das im voraus planen hilft, sich zu disziplinieren. Man möchte in keiner Kategorie ein rotes Minus stehen haben und überlegt sich vielleicht zwei mal ob man das jetzt wirklich braucht. Wichtig ist aber zu bedenken: Wenn es nötig ist, dann kann man umbudgetieren und das rote wieder begleichen. Zur Not aus dem Rainy-Day fund. Dafür ist er ja da!

Im laufe des Monats

Während der Monat so läuft geht es im Prinzip darum die Dinge einzutragen die man Ausgibt. Dafür ist die iOS App grandios. Ich habe mir angewöhnt einfach sofort nach dem ich mein Portemonnaie eingesteckt habe, die Ausgabe einzutragen. Dabei ist es hilfreich, dass sich YNAB merkt an welchem Ort, welcher Empfänger ist und in welche Kategorie von welchem Konto das abgeht.

Das ist eigentlich schon der ganze Trick. Dazu kommt noch: Wenn man wissen möchte, ob man sich etwas leisten kann schaut man nicht auf sein Konto, sondern in die YNAB Kategorie.

Das muss man sich erstmal angewöhnen aber das geht schnell.

Wie schon erwähnt: Es passiert ab und zu einmal (und Anfangs häufiger!), dass man zu wenig budgetiert hat. Dann budgetiert man einfach um. Versucht dabei zunächst einmal von den Budgets dieses Monats das Geld zu nehmen und erst am Schluss vom gesparten.

Am Monatsende

Am Monatsende, meistens wenn ich beginne das neue Budget zu machen, kommt der spaßige Teil von YNAB: Ich passe meine Kategorien so an, dass sie bei 0€ stehen. Also natürlich nur die unter “Tägliche Ausgaben” mein Semesterbeitrag muss schon stehen bleiben ;-)

Vielleicht ein kurzes Beispiel: Angenommen ich habe 120€ für Essen budgetiert. Im Monat aber nur 113,24€ ausgegeben. Dann sieht man in der letzten Spalte “Balance” + 6,76€. YNAB wird das automatisch auf das Budget im nächsten Monat addieren. Das ist an sich sehr gut (Beispiel Semesterbeitrag), aber für Essen unpraktisch.

Was ich stattdessen mache: Ich ändere das Budget nachträglich von 120€ auf genau 113,24€. Dann steht die Balance auf 0€ und im oberen Teil sieht man jetzt 6,76€ als “Available to Budget”.

Genau so möchte ich das haben.

In der Regel würde ich jetzt das Budget des Rainy-Day funds anpassen, oder Geld in meine Sparziele stecken. Manchmal nehme ich das Geld aber auch einfach mit in den nächsten Monat um es da, gegebenenfalls, für die gleiche Kategorie zu verwenden.

Der Vorteil von dieser Methode ist: Ich habe einen historischen Überblick wie viel ich Ausgegeben habe und nicht wie viel ich mir vorgenommen habe auszugeben.

Ein netter Nebeneffekt davon ist, dass mir das Quickbudget feature von YNAB jetzt auch viel genauer helfen kann das Budget zu planen. Denn seien wir mal ehrlich: Die Ausgaben für Essen etc werden sich irgendwann um einen Betrag einpendeln und dann gibt man in etwa immer das gleiche aus.

An dieser Stelle belohnt YNAB auch nach einer Weile. In dem die Kategorien immer genauer werden wird irgendwann Geld übrig bleiben und man sieht dass man sich ab und an Dinge leisten kann. Natürlich erhöht YNAB nicht euer Einkommen. Wenn ihr zu wenig Einnahmen ggü euren Ausgaben habt, dann ist euer Lebenstil nicht ganz passend. Da kann die beste Software nix dran ändern.

Durch das Aufteilen des Geldes kommt es aber, zumindest bei mir, zu dem Effekt, dass man am Ende über all noch ein paar Euro übrig hat und das sammelt sich.

Ein schönes Feature um sich das zu visualisieren ist der Reports Tab. Die Kurve wird irgendwann Mut machen, wenn man sich dran hält.

Tips & Tricks

Zum Schluss noch den ein oder anderen Tip um den Start etwas besser hinzubekommen.

Viele kleine statt einer großen Kategorie

Das habe ich vorher ja schon ausgeführt: Es hilft. Zum einen um zu bemerken wo Geld hingeht und zum anderen hat es bei mir auch einen erzieherischen Aspekt. Wenn ich in einer Kategorie nicht mehr genügend Geld habe um mir selbst was kleines zu kaufen, dann überdenke ich meine Entscheidung vielleicht noch mal. Aufgeteilt auf viele Kategorien summiert sich das. Wenn in 5 Kategorien jeden Monat ca 1€ übrig bleibt sind das auch 5€ und man muss sich nicht mehr darüber aufregen, dass eine App im AppStore 99ct kostet!

Also: Immer wenn ihr euch fragt wieso die Kategorie so viel Gel verschlingt jeden Monat, teilt sie auf. Dazu hilft euch der Report-Tab in YNAB. Geht auf “Spending by Category” und stellt ein, dass ihr alle Ausgaben sehen wollt. Aber nur aus dieser einen Kategorie. Dann seht ihr aus den Payees genau wofür das Geld ausgegeben wurde und könnt dementsprechend aufteilen.

Das Cleared-Flag für das ruhige Gewissen

Wenn etwas von meinem Giro-Konto bezahlt wird, benutze ich das Cleared-Flag. Das Cleared-Flag findet ihr am Ende der Zeile einer jeden Transaktion im Account. Dadurch teilt sich euer Saldo in 3 Teile: Cleared Balance, Uncleared Transaction und Working Balance. Ersteres sind all die Transaktionen, die man auf eurem Kontoauszug schon sehen kann. Uncleared Transactions sind alle anstehenden Ausgaben die noch nicht abgebucht worden sind und Working Balance ist eben der Saldo mit dem ihr gedanklich arbeiten dürft. Ich kontrolliere Regelmäßig meine Kontoauszüge und markiere die Transaktionen als “geklärt” die auf meinem Kontoauszug auftauchen. Es gilt also: Die cleared Balance muss genau mit dem Kontostand übereinstimmen. Zu jeder Zeit. Die Working Balance ist der Betrag, mit dem ich “Rechne”; bzw. die meiste Zeit ignoriere, weil ich sowieso nur auf die Kategorien schaue.

Bargeld als eigenes Konto

Ich würde das nicht mal als richtigen Tipp sehen. Das ist schon fast ein muss: Legt euch ein Konto an, dass euer Bargeld darstellt. Und zwar alles. Wenn ihr dann Dinge Bar bezahlt werden die genau in dieses Konto eingetragen. Ab und an kontrolliert man dann ob der Betrag im Portemonnaie wirklich mit dem in YNAB übereinstimmt.

Ab und zu kommt es dann auch dazu, dass man mehr im Portemonnaie hat als YNAB kennt. Zählt euer Wechselgeld ;-)

Warum ich denke, dass das ein Muss ist: Nunja, würde man das Abheben von Geld als Ausgabe zählen, dann haut das ganze System nicht mehr hin. Man weiß nicht mehr wofür das Geld ausgegeben wurde und auch nicht wirklich wie viel genau. Diese Mehrarbeit sollte man sich schon machen, sonst nützt das System nichts.

Pausen einlegen

Das ständige Eintragen der Ausgaben ist nervig, das gebe ich zu. Es gibt Situationen da ist das einfach unpassend oder gar nicht Möglich.

Urlaub zum Beispiel: Wenn ich Urlaub mache dann will ich nicht die ganze Zeit darüber nachdenken wie viel ich jetzt wofür ausgebe. Dann wäre es ja kein Urlaub.

Was ich stattdessen mache: Ich habe eine Kategorie Urlaub (meistens unter Sparziele) in der ich das Geld spare was ich im Urlaub ausgebe. Vor dem Urlaub kontrolliere ich also alle meine Balancen und gebe einfach Geld aus wie ich es für richtig halte. Am Ende des Urlaubs geht das dann als eine große Transaktion in die Urlaubskategorie.

Ähnlich verfahre ich, wenn man mal feiern geht. Ich will ja nicht die ganze Zeit in der Kneipe da sitzen und jedes einzelne Bier aufschreiben, das ich trinke. Ich bin ja da um mich zu unterhalten und nicht um auf mein Handy zu glotzen. Da ich für sowas meist nur Bargeld verwende wird vorher geschaut, dass der Betrag mit dem in YNAB übereinstimmt und am nächsten Morgen wird gezählt was übrig geblieben ist.

Ich empfehle das aber selten zu nutzen.

youneedabudget.com

Schaut ab und zu mal auf youneedabudget.com vorbei. Da gibt es viele hilfreiche Tutorials und Videos wie man Sachen machen kann. Im forum dort gibt es auch viele Anleitungen wie man mit verschiedenen Problemen umgehen kann.

Zu guter letzt kann man denen auch eine Mail schreiben; da bekommt man auch sehr gute Hilfe.

Mir hat YNAB geholfen. Ich bin das letzte Jahr regelmäßig zwischen Leipzig und Aachen gependelt. Das waren im Monat auch ca 70€. Viel Geld für einen Studenten. Das Ding ist nur: Ich wollte mir das leisten; also geht es auch. Damit ich aber nicht vergesse wofür ich auch Geld ausgeben muss hat mir YNAB sehr geholfen.

Ich konnte dann ruhigen Gewissens sagen, dass ich mir diese Fahrkarte kaufe, weil ich weiß ich habe das Geld gespart und nichts wichtigeres kommt zu kurz.

Als ich mit YNAB angefangen habe, dachte ich: Naja ich werde das mal ein Jahr machen und danach ist es ja eh sinnlos, weil ich dann in etwa weiß wie viel ich wofür ausgebe. Aber im Gegenteil. Jetzt macht es erst so richtig spaß. Ich möchte es nicht mehr missen. Es sei aber auch gesagt: Wenn ihr kein Problem mit euren Finanzen habt und euch das alles zu anstrengend ist: So be it. Dann ist ja auch alles Ok und ihr braucht keine Budgets. Gut für euch.

Wer aber am Ende des Geldes immer noch sehr viel Monat übrig hat, für den kann dieses System ein echte Hilfe sein.

Behaltet nur immer im Kopf: YNAB maßregelt euch nicht; Ihr macht das mit euch selbst. Wenn euch das Budget nicht gefällt, passt es an.

Ein gutes Gefühl ist es zudem, wenn man das erste mal ein Sparziel erreicht und man sich etwas kaufen kann ohne schlechtes Gewissen. Das empfehle ich jedem! Also Probiert es aus. Gerade für Studenten ist es ja eh kostenlos. Da gibt es keine Ausreden.

Für alle anderen: Die 60$ hat man fix wieder zusammen wenn man sich eine Kategorie dafür anlegt ;-)